„Und mach’ weiter viele Fortschritte“, oder: Warum eigentlich gesund werden?:
Ich hatte Anfang Februar 2021 eine Kleinhirnblutung und befinde mich auf dem Weg der Genesung. Glücklicher- und dankenswerterweise (!) hatte ich von Anfang an viele Menschen um mich, die mich liebevoll und professionell begleitet haben!
Interessanterweise fragen mich die meisten Menschen nicht nur wie es mir geht, sondern auch, ob ich denn „Fortschritte“ mache bzw. wünschen sie mir diese. Ich gestehe, dass ich mich gefragt habe, wie denn bei dem/der Einen oder Anderen die Reaktion wäre, wenn ich sagen würde, „keine Fortschritte mehr, ich bin austherapiert“ (was derzeit (noch) nicht der Fall ist). Letztlich hat es mich zu der Frage geführt, warum ich eigentlich gesund werden möchte. Nun, dazu ist mir klar geworden, dass ich irgendwann mal wieder entspannt (!) unsere Straße auf und ab gehen können und sogar wieder eigenständig Auto fahren möchte. Es geht mir letztendlich um die Befriedigung/Regulation meines Selbstbestimmungs-Bedürfnisses (A) (vgl. auch https://metatheorie-der-veraenderung.info/wpmtags/grundbeduerfnisse/ ). Und bei dem Bedürfnis war mir der Freiheits-Pol schon immer „näher“ als der Sicherheits-Pol. (Wobei Freiheit, ohne ein sicheres Gefühl beim Gehen auch nur wenig Spaß macht.)
Ferner habe ich mich gefragt, warum eigentlich andere wünschen, dass ich wieder gesund werde. Damit verbinde ich erst einmal eine große Sorge um mich und ein großes Zutrauen in mich. (B). Das berührt mich sehr! Darüberhinaus möchte ich gerne noch zwei weitere Perspektiven anbieten, die jede/r Leser/in für sich prüfen kann/mag. (B1 und B2).
Zum Einen habe ich das Gefühl, dass viele das – vermutlich – unangenehme Gefühl scheuen, ihre „Schublade“ „so ist der Maik“ neu gestalten/aufräumen zu müssen, wenn „der Maik“ nicht wieder so wird, wie man ihn „kannte“, oder besser man ihn für sich „konstruiert“ hatte (B1).
Zum Anderen scheint mir, dass viele das – vermutlich – unangenehme Gefühl vermeiden wollen, mit ihrer eigenen Gebrechlichkeit und Endlichkeit konfrontiert zu werden. Wenn die Erkrankung nur ein Übergangs-Status ist, und Maik wieder „ganz der Alte“ wird, dann wird ja „alles wieder gut“ und es muss sich niemanden damit beschäftigten, wie er/sie mit einer (solchen) lebensverändernden Erkrankung evtl. umgehen würde (B2).
Ich bin wirklich sehr dankbar für die Begleitung und Unterstützung, die meine Familie und ich erfahren haben und noch immer erfahren, auch durch wohlwollende Gedanken! Wenn ich durch die o.g. – unvollständigen – Perspektiven zum einen oder anderen Nachdenken oder Nachspüren anregen kann, umso schöner.